„Das ist mir halt so zugefallen“

8. Apr 2021

Alfred Theodor Ritter im Gespräch mit Günther Bachmann beim 2. CSR-Gespräch des Deutschen CSR-Forums und der IHK Region Stuttgart im April 2021

Bekannt ist er als Marke, relativ unbekannt als Allrounder für nachhaltige Geschäftsfelder. Ritter – Sein Name steht für die Schokoladenmarke, aber er stellt auch Vakuumröhren für Sonnenkollektoren her, ökologische Heizsysteme und große Solaranlagen. Sein „Hotzenblitz“, der erste Strom-PKW den es in der Bundesrepublik gab, ist legendär. Alfred Theodor Ritter beteiligt sich an einer Filmgesellschaft, baute mit seiner Schwester eine Solarhaussiedlung und ist Eigentümer eines Gewerbeparks. Das alles sei ihm zugefallen, sagt er bescheiden.

Diese Geschichte hat er schon oft erzählt, aber immer klingt die Betroffenheit und Empörung über die Atomwirtschaft wie aktuell: Als 1986 der Atomreaktor in Tschernobyl zerbarst, da verstrahlte er in der Türkei auch die für das Familienunternehmen so wichtige Haselnussernte – aus Alfred Ritter machte das den Öko-Industriellen. Auf eine besondere Art. Er protestiert indem er Alternativen schafft, zeigt, was möglich ist, wenn man es nur anfängt. Ein Öko-Kämpfer sei er nicht, sagt er denn Kampf – jedenfalls in der Art ständiger Konfrontationen – erzeuge reflexartige Gegenwehr und damit Stillstand. Da kommt im Gespräch der Psychologe durch, der Alfred Ritter auch ist. Vier Semester lang studierte er, dem Vater zu liebe, Volkswirtschaft und blickt – jetzt als erfolgreicher Unternehmer – mit kaum freundlichen Worten auf Ratschläge aus diesem Fach. Dann ließ er sich zum Psychologen ausbilden und arbeitet einige Jahre als selbstständiger Psychotherapeut in Heidelberg. Auf die Frage, wie viel Psychotherapie eigentlich das Corona-geschwächte politische Bewusstsein in Deutschland brauchen würde, lacht er vielsagend.

Die politische Meinungsbildung zur Energiewende sieht Ritter höchst kritisch. Zu viel Geld hat er durch das Hü und Hott verloren, weil der Staat die Erneuerbaren Energien einmal vorantreibt und dann wieder ausbremst. Kritisch auch seine Haltung zum Begriff Nachhaltigkeit: zu viel freudloser Verzicht. Die tausend Dinge zu tun, die alle einfach tun können, verspräche dagegen Freude und Glück. Die politische Ordnung, so Ritter, müsste sich eben viel langfristiger an Zielen und Visionen des Besseren und Schöneren orientieren. Das sei schließlich auch so, wenn man die beste Schokolade produzieren wollte. In das Nicaragua der Sandinistas hat er vor 30 Jahren den Kakaoanbau überhaupt erst wieder zurückgebracht. Heute errichtet er dort eine eigene große Plantage und setzt soziale Standards, die für das Land wie pure Zukunft klingen: Aufstieg durch (Aus-)Bildung gepaart mit vom Unternehmen bezahlter Fortbildung.
Zugefallen mag ihm das sein, aber ergriffen hat er die Möglichkeiten dann sehr beherzt. Als Unternehmer der sozialen Verantwortung.

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